Geschichten für Dich

Im Buchenwald

Ein Kollegenzwerg von Purzel hatte es dick hinter den Ohren. Den schönen Mädchen vom Prättigau legte er hie und da ein Körbchen zuckersüsse Walderdbeeren vors Schlafzimmerfenster. Die Körbchen waren aus Flechten und Blättern gemacht.

 Eigentlich liebten alle Mädchen diese willkommene süsse Überraschung und waren darüber erfreut. Wer dieses Geschenk aber nicht sorgfältig behandelte, bekam es beim Heuet zu spüren. Plötzlich kam nämlich bei der Arbeit- ohne dass man sah, woher- ein fauliger und stinkiger Pilz oder sonst eine kompostreife Frucht geflogen. Manchmal traf es die undankbare junge Frau mitten ins Gesicht.

Ein besonders schönes Mädchen freute sich an diesen süssen Geschenken von diesem Zwerg. Ja, hie und da kam er bei der Bauernfamilie zu Besuch. Eigentlich hatten alle Freude an ihm. Einmal sagte die schöne Lisa so zum Spass: „Ich werde dich heiraten.“ Der Zwerg nahm dies ernst, es war für ihn ein Versprechen.

Nun war es der hübschen Lisa nirgends mehr wohl. Sie versuchte, ihre Aussage rückgängig zu machen. Doch das war nicht so einfach. Nach langem Drängen liess sich das Mädchen auf eine Verhandlung ein.

Er sagte zu Lisa: „Wenn du bis morgen meinen richtigen Namen herausfindest, so bist du wieder frei. Du kannst dreimal raten!“

Purzel hörte auch von dieser Geschichte. Er schlich dem Zwergenkollegen nach und versteckte sich. Purzel sah ihn auf einer Waldlichtung tanzen und singen. So ertönte das Lied:

Heute tanz ich,

morgen back ich

und dann hol ich Lisa hieher,

denn niemand weiss, dass ich Gatschiefer heiss.

Purzel, der die schöne Lisa auch kannte, purzelte und sprang so schnell er konnte zum Haus von Lisa. Er pfiff seine schönsten Melodien. Dadurch wurde Lisa aufgeweckt und trat zum Fenster. Purzel verriet ihr den Namen, denn auf „ Gatschiefer“ wäre sie sicher nicht gekommen.

Am andern Tag kam der Zwerg. Er war siegesbewusst, stemmte beide Hände in die Hüfte und fragte nun Lisa: „Weisst du jetzt meinen Namen?“ Sie war voller Zuversicht und rief ihm zu:

„Heisst du etwa Beerisepp?“ „Nein „ Dann vielleicht Flechtesepp?“ „ Falsch, falsch, ganz falsch, du kannst nur noch einmal raten!“ Da rief Lisa: „Du heisst Gatschiefer!” Der stolze Zwerg stampfte mit den Füssen auf den Boden, kehrte sich um und verschwand im Wald.

Lisa aber nahm sich von nun an in Acht, was sie sagte. Sie war Purzel für alles sehr dankbar.

Seit damals muss jedes Mädchen seine Erdbeeren nun selber suchen.

 

(frei nach: „Was die Walser erzählen“, Hrsg. Ludwig Imesch, Verlag Huber, Frauenfeld 1999)

 



Bellavista

 

An einem Tag war Purzel im Wald und wollte ins Schwaderloch gehen. Oftmals war das mit seinem kürzeren Bein nicht so einfach. Die Wege führten manchmal über Wurzeln, Felsen und Steine, aber auch lose Erde machte das Marschieren für ihn nicht einfach. Bisweilen purzelte er um und musste sich hinsetzen. Als er sehr müde war, blieb ihm nichts anderes mehr übrig als sich auszuruhen. Er setzte sich beim Aussichtspunkt „Bellavista“ auf einen Stein.

 

Er sah auf eine wunderschöne Wiese hinab. Dort weideten einige Kühe. Aber einer Kuh ging es gar nicht gut! Sie lag auf dem Boden und streckte alle Viere von sich. So sah er sie zwischen einigen Leuten durch, die sie umringten. Irgend etwas war geschehen! Aber was? Es herrschte eine grosse Aufregung bei allen Leuten. Leider konnte Purzel nicht herausfinden, was sich mit der Kuh zugetragen hatte. Aber er erfuhr es später.

Am darauffolgenden Sonntag sass Purzel ganz versteckt vor seiner Zwergenhöhle. Da hörte er die unerfreuliche Geschichte. Ein paar Spaziergänger gingen vorüber. Einer erzählte dem andern das tragische Ereignis dieser Kuh: „Ach, wenn doch die Leute nur nicht Plastikbecher fortwerfen würden! Denk dir, eine Kuh hat so einen Becher gefressen und musste daran ersticken.“

Die Bauern und Purzel stimmte diese Geschichte sehr traurig. Er und einige andere Zwerge gingen nämlich Nacht für Nacht die Kühe striegeln und putzen.

Das machten sie immer wieder, wenn alle Menschen zu Hause waren und schliefen. Dadurch kannte Purzel natürlich jede Kuh dieser Herde. Nicht nur traurig war Purzel, sondern auch sehr zornig über diese Menschen, die ihren Abfall einfach wegwarfen. Am liebsten wollte er allen Leuten in Erinnerung rufen, dass sie ihren Abfall - vor allem Plastik - mitnehmen und nicht liegen lassen sollen.

Was Purzel weiter erlebt hatte, erzähle ich Euch beim nächsten Halt.

 

( frei geschrieben nach der Erzählung von Dorli Brosi)

 

 



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